Digital Workplace Meetup “Schattenseiten der Transformationseuphorie”

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Es war das bisher größte “Digital Workplace Meetup” mit dem vermutlich lebendigsten Austausch. Zum Thema “Angst in Organisationen” hatten sich im Wework am Kudamm fast 100 Teilnehmer zusammengefunden und viele diskutierten aktiv mit. Die spannende, zweistündige Diskussion mit erfahrenen Transformations-Experten aus Konzern, Mittelstand und Startup zeigte, dass wir immer noch zu sehr über Technologie und viel zu wenig über Beziehungen, Emotionen und Haltung sprechen.

In Phasen von Veränderungen suchen Menschen nach Sicherheit – manche mehr, manche weniger. Für viele Mitarbeiter in Unternehmen stehen nach wie vor “Pläne”, “Strategien” und “Strukturen” für Sicherheit. Die Digitale Transformation allerdings, so der Kanon, bringt permanenten, sich beschleunigenden Wandel. Die VUCA Welt wird in schillernden Farben beschrieben, Unternehmen und ihre Berater stellen Hierarchien und traditionelle Management-Konzepte in Fragen. Planbarkeit? Struktur? Vorbei.

Zum Meetup waren drei Impulsgeber und Diskussionspartner eingeladen: Dr. Ursula Schütze-Kreilkamp, als Leiterin Führungskräfte-Entwicklung der Deutschen Bahn AG eine Konzern-Repräsentantin, für die das Thema Angst in Organisationen ein Herzensthema ist. Weiterhin Alexander Teschke, der das Thema aus der Mittelstands-Perspektive beleuchtet, sowie Bastian Buch, der als Kenner der Startup Szene quasi “am eigenen Leib” das Thema Angst in der Transformation beschreiben kann.

Die Idee, diesen Themenkomplex in einem Meetup zu behandeln, geht zurück auf einen Vortrag von Schütze-Kreilkamp auf dem IOM Summit 2016, auf dem der Fokus immer mehr weg vom technischen Fokus des digitalen Arbeitsplatzes hin zu den Fragen rund um die Adaption neuer Arbeitsweisen in den Organisationen rückt. Auf dem Digital Workplace Meetup “Transform Out Loud” rückte das Thema Angst der Mitarbeiter vor und in der Veränderung weiter in den Mittelpunkt.

Wie also umgehen mit der Angst der Mitarbeiter in den Unternehmen? Produzieren wir gerade „ein Heer von seelisch kranken Menschen, die unsere Zeit nicht mehr verstehen“, fragt Sabine Kluge in ihrem Linkedin Post “Produktionsfaktor Mensch outdated“. Ist vielleicht jeder selbst schuld, der kein “Follower” beim coolen “Digital Leader” werden will, wie es Siegfried Lautenbacher provokativ in seinem Artikel “Die Besenwagen der Transformation” thematisiert?

Zwei Stunden wurde leidenschaftlich diskutiert. Wie die Mitarbeiter ent-ängstigen? In erster Linie durch Ermutigung!

Wie aber Mitarbeiter ermutigen zu neuem Handeln, neue Wege zu suchen, Dinge auszuprobieren? Der beste Weg, so einige der Diskutanten: Indem die Führungskräfte genau dies vorleben. In der traditionellen Welt zeigen allerdings gerade Führungskräfte keine Emotionen – über Ängste wird nicht gesprochen, sie sind Tabu.

Ängste gehören dazu, jeder hat sie, “sonst wären wir nicht von den Bäumen heruntergekommen und hätten nach Nahrung gejagt”, so Schütze-Kreilkamp. “Jeder hat Angst”, betonte Bastian Buch, “der Gründer hat Angst vor dem Scheitern, der Investor hat Angst, das nächste heiße Ding zu verpassen oder sein Geld zu verlieren, der Software-Entwickler hat Angst vor dem Arbeitsplatzverlust”. Das wiederum treibe Mitarbeiter zur Verausgabung, weil die Angst vor Gesichtsverlust oder Arbeitsplatzverlust nach wie vor den Anwesenheitskult befeuert – und diese Angst offenbar größer ist, als die Angst, dass einen irgendwann der Partner verläßt. Diese Ängste sichtbar zu machen könnte zur “Enttabuisierung” des Themas beitragen. Und dazu gehört allerdings auch wiederum: Mut.

Um die Frage, wie wir den Umgang mit Emotionen enttabuisieren können, bis hin zur Forderung von Dr. Andreas Zeuch nach deren “radikaler Besprechbarkeit”, herrschte auch auf Twitter eine rege Diskussion. Dass dieses Thema nicht nur auf einer individuellen, sondern auch der Gruppen und Organisations-Ebene besprochen werden muss, ist vermutlich Thema für zahlreiche weitere Meetups.

Warum wir aber jetzt gerade in der Transformation das Thema “Angst”, hat es das Thema in Organisationen nicht schon immer gegeben? In traditonellen Organisationen werden Ängste durch Strukturen und Hierarchie gebunden, in selbst organisierten Teams manifestieren sich die Ängste in Mythen. Kann es also sein, dass wir uns mehr mit der Dekonstruktion von Mythen beschäftigen müssen?

Letztlich ist auch im Rahmen des “Digital Workplace” klar, dass wir uns immer noch zu wenig mit der Beziehungsebene beschäftigen. Für Toolset und Skillset der Mitarbeiter wird gesorgt, es fehlt aber offensichtlich am passenden Mindset. Den kann man nicht verordnen. Dafür müssen Menschen mit Menschen kommunizieren.

 

 

Unser Thema “Angst in Organisationen” hat auch im Netz viele Spuren hinterlassen hat. Hier die Zusammenfassung auf Wakelet:

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